Von Proben zur Premiere – der Literaturkurs Theater der Q1

In dem diesjährigen Theater-Literaturkurs der Q1, geleitet von Frau Bergmann, Frau Lindhorst und Frau Kemper, galt das große Interesse und die dementsprechend hohe Teilnehmerzahl als eine besondere Herausforderung - besonders natürlich der Prozess, ein Theaterstück für 42 Teilnehmer zu finden und dieses auch gemeinsam umzusetzen. Bevor wir uns als Kurs jedoch dieser Herausforderung stellten, lernten wir in den ersten Monaten Grundlagen des Schauspiels kennen und entwickelten uns somit als einzelne Person und auch in der Gruppe weiter. Währenddessen haben wir nicht nur das Darstellen einer Rolle durch den Einsatz unseres Körpers, unserer Stimme und Emotionen gelernt, sondern auch unser Selbstbewusstsein und Vertrauen in uns sowie andere auf die Probe gestellt. Aufgaben, die es in vielen anderen Fächern nicht gibt, haben so eine neue Herausforderung für uns dargestellt. Letztendlich kann ich sagen, dass wir alleine durch diese Zeit alle sehr viel aus dem Kurs für unsere persönliche Entwicklung mitgenommen haben.

Die ersten Konflikte, was das Stück angeht, so war es bei 42 Teilnehmenden zu erwarten, gab es relativ früh. Dennoch haben wir als Kurs gemeinsam mit den Lehrerinnen stets an der Verbesserung des Stückes gefeilt und sind letztendlich zu umso besseren Ergebnissen gekommen. Denn auch wenn es bei so vielen Leuten das ein oder andere Mal zu unterschiedlichen Ansichten kam, war es für das Ergebnis eine riesengroße Bereicherung, dass wir das Stück stets aus so vielen unterschiedlichen Perspektiven betrachtet haben. Das Stück wurde also von Probe zu Probe besser, auch wenn diese nicht unbedingt einfacher wurden 😉 Denn bis es von dem ursprünglichen Stück „Homo Empathicus“ zu unserem eigenen Stück „Homo Malus“ wurde, mussten wir viel Arbeit und Zeit in das Umschreiben, das Proben und auch in die Organisation der beiden Aufführung stecken. Dabei haben wir sowohl als ganze Gruppe, als auch in Kleingruppen und in Einzelarbeit an Verbesserungen gearbeitet. Durch die Unterstützung der Lehrerinnen wurde es einfacher, das Stück von „außen“ zu beurteilen und dementsprechend Veränderungen und Optimierungen vorzunehmen. Auch als Schülerinnen und Schüler haben wir oft an den Szenen der anderen mitgearbeitet und zugeschaut. So wurde das Stück schon nach einiger Zeit immer mehr unser „eigenes“ und passender zu unserer Gruppe, weshalb es zunehmend Spaß gemacht hat, dieses zu proben. Es waren immer lustige Montag-Nachmittage, die wir zusammen mit dem Kurs verbracht haben. Wir sind schnell als Gruppe zusammengewachsen.

Die beiden Aufführungen waren ein großer Erfolg und das Highlight der gesamten Zeit! Im Backstage-Bereich waren natürlich alle sehr aufgeregt, aber gemeinsam als Gruppe haben wir an den beiden Abenden das, was wir über ein Dreivierteljahr geübt haben, mit so viel Freude und Professionalität auf die Bühne gebracht, dass wir selber sehr überrascht waren, wie sehr wir in der Zeit eigentlich aus uns herausgekommen sind. Die Aufführungen waren zwei besondere Erfahrungen, bei denen wir und unser Publikum merken durften, wie viel uns und den Lehrerinnen letztendlich an dem Kurs und dem Stück gelegen hat. Für viele aus unserem Kurs haben die Aufführungen einen so besonderen Stellenwert eingenommen, da das Selbstbewusstsein beim Spielen auf der Bühne mit echtem Publikum noch einmal etwas ganz anderes ist als vor dem Kurs zu spielen.
Unser Stück „Homo Malus“ präsentiert eine Gesellschaft, die von übertriebener Empathie und Wertschätzung geprägt ist. Alle leisten einen Beitrag zum gesellschaftlichen Miteinander, es gibt keine Status- und Geschlechtsunterschiede, keine bösen Worte, die staatliche Kontrolle der Gesundheit ist zudem ein zentrales Thema. Dass diese scheinbar konfliktfreie Welt jedoch alles andere als perfekt ist, zeigt sich, als einzelne systemkritische Bewohner plötzlich verschwinden und schließlich zwei „Wilde“ in die Welt eindringen und der Gesellschaftskörper nur allzu schnell bereit ist, diese zu beseitigen.

Neben seinem humorvollen, unterhaltenden Zweck hat „Homo Malus“ demnach auch die Funktion, bezüglich gesellschaftlicher Prozesse zum Nachdenken anzuregen. Wie sieht eine Welt aus, in der „nichts so gut ist, dass es nicht noch besser werden könnte“? Ist sie erstrebenswert? Und wann wird aus deinem „Homo Empathicus“ ein „Homo Malus“?

Es war ein tolles Jahr in dem wir viel über das Schauspielern, die Darstellung und über uns selber gelernt haben. Auch die beiden Ausflüge ins Theater waren interessant, bereichernd und lustig! Diese Zeit werden meine Mitschülerinnen und Mitschüler und ich in guter Erinnerung behalten. Ein großes Dankeschön gilt deshalb den Lehrerinnen Frau Bergmann, Frau Lindhorst und Frau Kemper, die das alles möglich gemacht haben.

Sophia Conein, Q1

Wie sehen die Kursteilnehmer auf die Zeit zurück?

„Ich bin über mich hinausgewachsen.“ ~ F
„Die Aufführung war am besten, weil es nochmal was völlig anderes war als die Proben und man über sich selbst hinausgewachsen ist.“ ~ M
„Durch die vielen Proben und die Aufführungen sind wir als Kurs zusammengewachsen.“ ~ S
„Man muss dem Prozess vertrauen, weil, auch wenn es zwischendurch schwierig war oder niemand so recht wusste, ob und wie das was wird, die Aufführung am Ende richtig gut war und voll Spaß gemacht hat!“ ~ E
„Das Gefühl nach einem Jahr proben auf der Bühne vor dem Publikum zu spielen war unbeschreiblich schön.“ ~ S