Der Besuch von Eva Weyl – eine Zeitzeugin zu Gast am MSM

Am 24. März besuchte Eva Weyl das MSM. Frau Weyl ist eine Zeitzeugin des Nationalsozialismus und Überlebende des Holocausts, die uns von ihrer Gefangenschaft im Konzentrationslager Westerbork erzählte.

Frau Weyl, deren Familie ursprünglich aus Kleve stammt und vor den Nationalsozialisten in die Niederlande floh, berichtete von verschiedenen Aspekten des Konzentrationslagers, wie zum Beispiel dem Alltag und dem Essen. Schon mit sechs Jahren wurde Frau Weyl mit ihrer Familie gezwungen, im Flüchtlings- und späteren Durchgangslager Westerbork in den Niederlanden zu leben. Das Konzentrationslager war aufgebaut wie ein Dorf. Dort gab es eine Schule, ein Theater und verschiedene Arbeitskommandos. Der Unterschied zu einem normalen Dorf jedoch war, das alles eingezäunt war und streng überwacht wurde. Sie lebten in ständiger Angst, in den Osten deportiert und dort womöglich ermordet zu werden, denn man hörte schreckliche Dinge, die dort passieren sollten. Eines Tages standen auch Eva Weyl und ihre Familie auf einer Liste, auf der die Namen aller Personen notiert waren, die mit dem nächsten Zug in den Osten gebracht werden sollten. Nur durch einen glücklichen Zufall blieben sie von Deportation und Ermordung verschont. Frau Weyl und ihre Familie blieben dreieinhalb Jahre in Westerbork, von denen sie eindringlich berichtete.

Im Anschluss an Frau Weyls Bericht kam es zu einem lebhaften Gespräch, in dem viele Fragen zu ihrem Leben vor, aber auch nach 1945 gestellt wurden. Sie appellierte an uns, ihre „Zweit-Zeug:innen“ zu werden. Auch nach der Zeit im Lager musste Frau Weyl Antisemitismus und Diskriminierung erfahren, sie erlebte jedoch auch viel Positives und Zusammenhalt. Daher ist ihr Appell an uns Zuhörerinnen und Zuhörer, dass wir zwar alle „von außen“ verschiedenen, doch im Innern gleich sind und jede und jeder denselben Wert hat, egal welcher Kultur, Religion oder Nationalität man angehört oder welche Hautfarbe man hat. Dies verdeutlichte Frau Weyl mit einem Bild, das sie zeigte, und auf dem drei verschiedenfarbige Eier zu sehen waren, die jedoch, sobald sie geöffnet wurden, im Inneren vollkommen gleich waren.

Matilda Tschierske