Gedenkstättenfahrt nach Auschwitz und Krakau

Nach der coronabedingten Zwangspause 2022 und dem Weggang der langjährigen Hauptorganisatorin Frau Vetter fand die Gedenkstättenfahrt nach Auschwitz und Krakau 2023 unter neuen Vorzeichen statt. Mit Unterstützung des Vereins „Gemeinsam Erinnern für eine Europäische Zukunft e.V.“ und dank einer Fördermittelzusage durch das BMFSJ konnte die Fahrt seit den Sommerferien geplant und vorbereitet werden.

Auf die Schülerinnen und Schüler wartete vor Ort ein abwechslungsreiches und intensives Programm, welches direkt mit der Ankunft am Morgen des 26. Januar startete. In einem der Busse hatte sich zuvor diesbezüglich schon Sorge breitgemacht – da der Bus in der Nacht ausgetauscht werden musste, rollte dieser dem ersten Bus mit über zwei Stunden Verspätung hinterher, unmöglich, pünktlich zu Programmbeginn vor Ort zu sein. Doch die bereits einen Tag zuvor angereisten Begleiterinnen und Begleiter des Vereins konnten erreichen, dass zwei der vier Guides auf die Verspäteten warten würden, sodass sogar für alle noch Zeit blieb, zu frühstücken und sich frisch zu machen, bevor die Führung im Stammlager begann. Nachdem auch das Mittagessen zeitversetzt stattfand, traf die gesamte Gruppe erst beim gemeinsamen Abendessen wieder zusammen. Beendet wurde der Tag mit der allabendlichen Reflexionsrunde in den Arbeitsgruppen.

In den nächsten beiden Tagen erkundeten die Schülerinnen und Schüler das sogenannte „Interessengebiet“ Auschwitz: sie lernten das Städtchen Oświęcim und dessen Geschichte vor der Annexion durch die Deutschen kennen, erfuhren im Museum für die Einwohner der Region Oświęcim viele persönliche Geschichten aus der Zeit des Krieges, aber auch aus der sowjetischen Zeit und erhielten anhand des Außenlagers Auschwitz III – Monowitz Einblicke in die wirtschaftliche Dimension der Konzentrationslager. Bemerkenswert war hier die Führung über das ehemalige Gelände dieses Außenlagers, von dem kaum noch etwas zu sehen war und auf dem aktuell Neubausiedlungen entstehen.

Daneben stand die Frage: „Wie gehen bzw. gingen Überlebende mit der Erinnerung an Auschwitz um?“ im Mittelpunkt dieser beiden Tage. Besonderen Eindruck hat bei vielen die Ausstellung des Künstlers Marian Kołodziej hinterlassen, der seine Erlebnisse im Konzentrationslager in hunderten detailreichen und eindringlichen Zeichnungen zu verarbeiten versucht hat. Während diese vor allem die Unmenschlichkeit des KZs, der SS, aber auch der Capos in den Blickpunkt rückten, beschäftigten sich die beiden Workshops, an denen die Schülerinnen und Schüler am Samstag teilnahmen, mit den Lebensaufgaben, die einzelne Überlebende aus ihren Erfahrungen abgeleitet haben sowie den Botschaften Überlebender an die Nachwelt.

Am frühen Sonntagvormittag brach die Gruppe bei eisigen Temperaturen zur Besichtigung von Auschwitz-Birkenau auf. Vier Stunden dauerte die Führung über das riesige Gelände des Vernichtungslagers, dessen Gebäude größtenteils nicht mehr stehen. Am Nachmittag bestand die Möglichkeit, die „Länderausstellungen“ im Stammlager zu besuchen. Hier haben viele Länder, die Opfer im Holocaust zu beklagen hatten, eine Ausstellung konzipiert, in der deren Geschichte näher beleuchtet wird.

Nach dem Frühstück am Montag ging es dann los nach Krakau. Die Schülerinnen und Schüler hatten hier die immer seltener werdende Gelegenheit, zwei Zeitzeuginnen zu hören, die ihre bewegenden Überlebensgeschichten als Kinder und vor allem auch die ihrer Retter erzählten. Nach einer kurzen Mittagspause trafen sich alle am Plac Nowy, an dem die Führungen durch das Stadtviertel Kazimierz und das ehemalige jüdische Ghetto starteten. Da es auch an diesem Tag wieder frostig war, wurde der Weg zum Hostel mit einer Straßenbahnfahrt bis zur Altstadt Krakaus abgekürzt – ein Novum auf dieser Fahrt. Nach der Zimmerverteilung konnten die Schülerinnen und Schüler (und auch die begleitenden Lehrerinnen und Lehrer) einen programmfreien Abend in der Stadt genießen.
Der nächste Morgen begann für viele mit der fast vergeblichen Suche nach dem Frühstücksraum in den nahezu endlos scheinenden Fluren des Hostels – aber alle schafften es pünktlich für den vorletzten großen Fußmarsch dieser Fahrt zur ehemaligen Fabrik Oskar Schindlers, in der heute das Museum zur Geschichte Krakaus unter deutscher Besatzung untergebracht ist. Nach der Führung durch die interaktiv gestalteten Räume blieb die Zeit bis zum Abendessen zur freien Verfügung – von ausgiebigen Sightseeing- oder Shoppingtouren bis hin zu Versuchen, die Schlaflosigkeit im Bus vorab zu kompensieren, reichten die Erzählungen. Den Abend ließen alle gemeinsam bei einem jüdisch inspirierten Essen im gediegenen Ambiente des Klezmer-Hois ausklingen, bevor der nun wirklich letzte Fußmarsch zum Hostel, besser gesagt zu den dort wartenden Bussen, anstand.
Am Mittwochmorgen erreichten dieses Mal mit nur kurzem Abstand und innerhalb des Zeitplans beide Busse den Parkplatz des MSM, wo die Rückkehrenden schon sehnsüchtig erwartet wurden. Am Donnerstag mussten alle bereits wieder zum Unterricht erscheinen – wenig Zeit, um die Eindrücke dieser intensiven und herausfordernden Fahrt zu verarbeiten. Einige Eindrücke, Gedanken, Lehren, die die Schülerinnen und Schüler während der Fahrt beschäftigten, werden in Kürze in einer besonderen Form der Ausstellung im gesamten Schulgebäude zu sehen sein.
Unser besonderer Dank gilt dem Verein „Gemeinsam Erinnern für eine Europäische Zukunft e.V.“, hier sind zu nennen Peter Junge-Wentrup, Monika Junge-Wentrup und Wolfgang Potthoff, die Vieles möglich gemacht und uns ehrenamtlich begleitet haben. Ebenso sei Herr Schwagers hervorgehoben, der die Organisation und vor allem den Kontakt mit dem Verein federführend übernommen hatte.